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Sie kennen das. Besuch bei der Schwiegermutter, Fußpflege, Gang zum Postamt in der Vorweihnachtszeit. Alles Dinge um die man sich nicht wirklich reißt. Aber sein müssen sie trotzdem. So ähnlich ist das mit dem deutschen Eventtag, auch bekannt als Adam- & Eva-Award, Verleihung des selbst ernannten Branchenoscars. Aber auch eine schöne Gelegenheit, nette und geschätzte Kollegen aus der Event-Szene zu treffen. Also hin, hin nach Düsseldorf.
Das Problem ist nun, dass wir über den deutschen Eventtag in den letzten 5 Jahren schon alles, aber auch wirklich alles geschrieben haben. Seitdem lieben uns die Veranstalter beinahe abgöttisch. Aber des Chronisten Pflicht muss nachgekommen werden. Also, hier unser Rapport. Wir waren selbstverständlich schon gegen Mittag zum Konferenzprogramm da. Schließlich versprach es Vorträge zur Begegnungskommunikation. Zusammen mit rund 80 anderen wurden wir nett begrüßt - und man bedankte sich für unser zahlreiches erscheinen. Zahlreich? Ein geschätzter Schweizer Kollege behauptete steif und fest, dass die eidgenössische Gegenveranstaltung dramatisch besser besucht sei. Nun gut, aber da kommen ja sicher auch noch Kunden, zum Branchentreff. So wie früher beim deutschen Eventtag, so vor 6 bis 8 Jahren.
Die Vorträge waren von unterschiedlicher Qualität. Was ein Zoodirektor zur Begegnungskommunikation beitragen konnte, erschloss sich uns nicht ganz. Aber er hatte einen wirklich süßen Pinguin dabei. Der betonfrisierte Moderator, den wir anfangs für einen Schauspieler à la crazy Kellner hielten, sprach genau wie Dieter Thomas Heck. Genauso schnell, genauso betont, genauso abgehackt. Er war aber ernst gemeint und somit lustig.
Ein Vortrag von Daimler war spannend, auch wenn man ihm nur schwer folgen konnte – denn wie bei jedem Eventtag fand parallel der Aufbau statt. Hätte man vielleicht doch anders timen können, besonders wenn man sich für ein Ein-Raum-Konzept entscheidet (eigentlich eine gute Idee) bei dem nur Papierwände als Sichtschutz dienen. Wie auch immer. Was trotz anders lautender Beteuerung nichts mit Begegnungskommunikation zu tun hat, ist eine Band, die versucht die Gäste der Preisverleihung zum trommeln und hampeln zu verführen. Hatten wir schon, ist nett, ist gruppendynamisch, passt aber nicht. Schade, denn die Jungens waren klasse. Nur eben nicht an dieser Stelle. Für den Profi auch etwas verwirrend, dass die Band während der folgenden einleitenden Grußworte des Verbandspräsidenten ihren ganzen Kladderadatsch auf der Bühne abbauen musste – machte es irgendwie weniger würdevoll.
Die Preisverleihung selbst war okay, da kurz. Der Abendmoderator – im Gegensatz zu seinem wirklich guten Vorgänger im letzten Jahr – leider branchenfremd. Dafür schaffte er es, jeden, aber auch wirklich jeden mit "junge Damen" anzusprechen und auch beim zwanzigsten Preis die Abholer darauf hinzuweisen, dass man nun zur Fotowand gehen solle. Die sei unten links an der Bühne. Das lenkte ab. Von einigen wirklich tollen Projekten, die man zu Recht als Highlights des letzen Jahres bezeichnen kann. Es lenkte allerdings auch von einigen krassen Fehlentscheidungen der Jury ab, die von den Anwesenden Top-5-Agenturen des deutschen Kreativrankings mit unverhohlenem Kopfschütteln kommentiert wurde.
Wie auch immer: Es war nicht gut, es war nicht richtig schlecht. Es war. Ob es daran liegt, dass man diesen eigentlich so wichtigen Tag für die Branche schon lange keine hohen Erwartungen mehr hat? Egal, das Bier war kalt, das Essen dank der Caterer hoch vorzüglich. Und viele tolle Kollegen hat man getroffen. Das reicht doch für einen guten Event, oder? |