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Ganz ehrlich. Wir fragen uns oft, wie schlimm die Krise wäre, wenn alle nicht unmittelbar und lebensbedrohlich Betroffenen sich antizyklisch verhalten hätten und nicht mit Vollgas auf die Sparbremse gehüpft wären. Ständen wir dann heute schon etwas besser da? Der gesunde Menschenverstand sagt ja. Aber lassen wir das. Werfen wir stattdessen einen Blick auf Angebote, die perfekt in die Zeit zu passen scheinen: Schicke Low Budget-Hotels.
Sie haben sicher schon von Motel One gehört. 21 Häuser, davon je drei in Berlin und München sind in nur wenigen Jahren aus dem Boden geschossen. Das Konzept scheint zu funktionieren, der Gründer wurde gerade zum Hotelier des Jahres gewählt. Wir wollten wissen, wie gut diese Hotels sind und haben wieder mutig einen Selbstversuch gestartet. In Berlin und in Hamburg.
Mit Stadtteilen nimmt es das Motel One nicht ganz so genau. Zumindest nicht in Berlin. Dort finden wir nach einiger Verwirrung das als Mitte verkaufte Haus mitten in Kreuzberg. Und, wir haben uns für unseren ersten Test wohl auch das älteste Haus der Kette ausgesucht. Vom Look und Feel erinnern das Äußere und die Flure schon arg an die gute alte "Platte". Aber, der erste Eindruck ist ansonsten okay. Nette Mitarbeiter, großzügige Lounge, effizienter Check-In und das, obwohl die Rezeptionisten mit Bluetooth-Ohrhörer sogar noch parallel als Telefonisten arbeiten müssen.
Statt Schlüssel gibt es einen Zahlencode und bezahlt wird im Voraus, Frühstück 7,50 € extra. Die Zimmer sehen genauso aus, wie man sie aus dem Netz kennt: recht klein, aber sauber, mit dem Nötigsten ausgestattet und mit ein paar Designdetails clever aufgehübscht. Für gemütliche Abende oder gar Wochenende sind die Zimmer nicht gemacht, aber sicher auch nicht gedacht. Ankommen, schlafen, abreisen. Und das funktioniert wunderbar. Genau wie das Frühstück, das wir gegen 8 Uhr in der "lebendigen" Lobby einnehmen. Keine Extras, kein Service, aber fehlen tut ebenfalls nichts.
Stichprobe Nummer 2 in Hamburg. Es kommt einem alles sonderbar vertraut vor. Kein Wunder, im Prinzip sind die Häuser siamesische Zwillinge. In Hamburg ist die Lobby größer und wird sogar recht spät abends intensiv von den Gästen genutzt – die Atmosphäre ist irgendwie familiär, nett und unterscheidet sich angenehm von der in vielen 5-Sterne Hotelbars. Hier hätte man sicher Leute kennengelernt, wenn man gewollt hätte.
Ist das Motel One nun für Geschäftsreisende geeignet? Im Prinzip ja. Wenn man hier und da ein paar Abstriche macht. Sonderwünsche sind natürlich nicht vorgesehen und das nette Personal hat ganz sicher keine Schweizer Hotelfachschule besucht. Aber das Preis-Leistungsverhältnis passt und das Produktversprechen wird zu jeder Zeit voll und ganz eingelöst. Bleibt nur noch die Empfehlung in Großstädten wie Berlin und München das "richtige" Motel One zu buchen. Berlin-Mitte mit seinem extrem jungen Publikum wird nicht jedem gefallen, aber es gibt ja auch noch das Haus am Ku'damm. Oder das am Alex...
Und wie steht es um die Konkurrenz? Nicht ganz so nett sieht der Mitbewerber "All Seasons" aus. Liegt vielleicht daran, dass es sich wohl um Ex-Mercure oder Ex-ibis Häuser handelt. Um die hat man in der Vergangenheit ja besser einen Bogen gemacht. Also nur ein cleveres "Repackaging" um dem Zeitgeist zu entsprechen? Sagen Sie es uns, falls Sie schon da waren. Ist es die rund 100€ pro Nacht wert? Interessant fanden wir den Ansatz, Frühstück und Wi-Fi kostenlos anzubieten. Gerade die WLAN-Abzocke der 5-Sterne Häuser hat unsere Geduld lange genug strapaziert. Und da man ja ohne "Netz" nicht mehr will oder kann, haben wir in (zu)viele saure Äpfel gebissen.
Und hier die anderen Angebote in dieser Preis-Kategorie. Zwar günstig, aber eben nicht „sexy“: Etap, Ibis, easyhotel, Express by Holiday Inn. |