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Dann denkst du nur du denkst. So oder so ähnlich. Wir waren bisher davon ausgegangen, dass wir in den Untiefen der Pitches wirklich schon jede Unsitte erlebt haben. So kann man sich täuschen. Was ein amerikanischer Software-Gigant letzten Monat veranstaltet hat, ist definitiv das Gruseligste, was uns in fast 20 Jahren untergekommen ist.
Der Clou - ein unbrauchbares Briefing wird mit einer unbedienbaren elektronischen Ausschreibungsplattform kombiniert! Das ist neu, das stellt sicher, dass keine Agentur, die etwas kann oder auf sich hält an diesem Pitch teilnimmt.
Ein gutes Briefing entscheidet bekanntermaßen über die Qualität eines Events, getreu der goldenen Regel "Garbage in, garbage out." Wir wollen nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wer logistische Rahmendaten für wichtiger als Ziele hält, hat noch viel zu lernen. Und wenn ein Pitch um die vermeintlich wichtigste Veranstaltung des Jahres (mit einem vermutlich 7-stelligen Budget) ohne persönliches Kennenlernen und Briefing auskommen soll, hat der Auftraggeber gar nichts verstanden.
Dass die Agenturen an diesem großen Spaß kostenlos teilnehmen sollten, versteht sich ja von selbst. Gesteuert wurde der Prozess übrigens aus Ungarn, dort sitzt anscheinend der günstigste Einkauf, den man momentan in Europa einkaufen kann. Das Sahnehäubchen war aber zweifelsohne die elektronische Ausschreibungsplattform. In die, und nicht in das Briefing, scheint alle Energie geflossen zu sein. Dutzende Emails, um sich zu registrieren, zu autorisieren und zu legitimieren. Dann erhielt man eine 17-seitige Bedienungsanleitung für eine wunderhübsche Plattform, über die die gesamte Ausschreibung laufen sollte. Wenn Sie dachten, Fortran oder Cobol wären kompliziert, dann wurden Sie hier in wenigen Sekunden eines Besseren belehrt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Jeder Kunde bekommt den Partner, den er verdient. Und wer als Kunde kein Problem damit hat, der blanken Effekthascherei willens das Phänomen Voodoo von Westafrika nach Südafrika zur Fussball-WM zu verlegen, der hält auch Vampire für 1a Motivatoren.
Ach, Event-Marketing könnte so wirkungsvoll sein. |