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Der Veranstalter hatte die Messlatte im Vorfeld durch ein Interview niedrig gehängt, so niedrig, dass es schwer sein musste, sie doch noch zu reißen: Der deutsche Eventtag mit Adam und Eva Verleihung sei "ein ganz normaler Kongress", und keinesfalls das Branchenhighlight der Event-Szene. Das glaubt nicht mal Tante Erna, denn wenn sich die "Erlebnis-Industrie" trifft, muss es per Definition ein Event sein, das Maßstäbe setzt. Die Spitzenvereinigung der Köche trifft sich ja auch nicht bei McDonalds oder Marché. Wie auch immer – reiste der Gast pünktlich zu Kongressbeginn um 15 Uhr an, erwartete ihn wie schon im Vorjahr hudelige Aufbaustimmung. Überall wurde geschraubt, gebastelt, eingedeckt. Das Fachpublikum sollte wohl live erleben, wie es hinter den Kulissen zugeht, aber dieses Mal selber mitten drin sein. Oder war das etwa gar keine Inszenierung?
Über die neu konzipierte Messe ganz auf dem Niveau der World of Events hüllen wir besser den Mantel des Schweigens, man hätte sie als Besucher einfach ignorieren können, hätte sie sich nicht den Raum mit dem Kongress geteilt. So störte jeder jeden und es entstand trotz sehr überschaubarer Teilnehmerzahl eine Atmosphäre wie auf dem Bahnhof. Verpasst hat man allerdings nicht viel, da die Vorträge zum an sich spannenden Thema "Story Telling" durchweg auf Erstsemester-Niveau stattfanden. Schade. Genau wie die Platzierung der eingereichten Arbeiten für ADAM und EVA, an denen viele Gäste aus nachvollziehbaren Gründen sehr interessiert waren. Lieblos präsentiert fanden sie sich ebenfalls mitten im Kongress – und dort unbeleuchtet in der dunkelsten Ecke. Wollte man die Leistungen der Branche absichtlich verstecken? Findige Gäste erkundeten die Arbeiten soweit möglich mit den Taschenlampen ihrer Mobiltelefone.
Am Ende des Tages gab es dann allerdings doch noch einen Lichtblick. Dank Moderator Christián Gálvez erlebten die Gäste eine (zu) lange, aber durchaus unterhaltsame Preisverleihung in ansprechendem Ambiente. Hier lag das Ergebnis über dem, was man aus den Vorjahren gewohnt war. Schön, dass alle ausgezeichneten Arbeiten per Film präsentiert wurden – auch wenn man sich in der Branche über die eine oder andere Fehlentscheidung wunderte. So sah man zwar eine Reihe hervorragender Arbeiten, aber leider auch Event-Zirkus aus den 80er Jahren mit Technik-Schlachten und Bühnen-Kasperletheater.
Fazit: Es hätte schlimmer kommen können. Danke an den Moderator, der sich nur ein paar mal in der Witzgruppe vertat, aber ansonsten für einen netten Abend sorgte und sich damit für weitere Aufgaben empfahl. |