Der Letzte macht das Licht aus.
Obwohl ich, wie Sie eben gelesen haben, zutiefst optimistisch bin was die Zukunft von Events anbetrifft, wäre es naiv zu glauben, dass der „Markt“ in Zukunft noch so aussehen wird wie vor Corona. Schauen wir der traurigen Wahrheit ins Gesicht: viele Marktteilnehmer werden diese Krise nicht überleben, Staatshilfen hin oder her. Woran liegt das und was wird sich ändern?
An drei Gründen: erstens der „Überalterung“ der Branche, zweitens mangelnder Wertschätzung durch die Auftraggeber und drittens den fehlenden Eintrittsbarrieren.
Beginnen wir mit dem Alter. Tatsächlich ist ein Großteil der bekannten Agenturen „alt“, teilweise was ihr Bestehen anbetrifft, in vielen Fällen aber auch im Hinblick auf ihre Denke. Jahrzehntealte „Konzepte“ und Herangehensweisen werden wieder und wieder abgespult – denken Sie nur an die Zeitreise, die fast jedes Jubiläum begleiten muss.
Oder an den „getanzten Produktvorteil“, der sich immer noch hartnäckig hält – inzwischen gerne in Verbindung mit einer interaktiven Multimedia-Show. Der Wille, sich weiterzuentwickeln ist leider oft wenig ausgeprägt, die Agenturen kümmern sich mehr um die perfekte logistische Umsetzung. Nachvollziehbar, aber eben auch Großteil des Problems.
Springen wir zu Punkt zwei, der, wie mir gerade auffällt, mehr mit dem „Wiederkäuen“ alter Kamellen zu tun hat als ich anfänglich dachte. Um Neues beim Kunden anzubieten und durchzusetzen, müssten Event-Agenturen auf Augenhöhe mit ihren Kunden arbeiten. Tun sie aber nach wie vor nicht.
Event-Agenturen werden – leider oft zu Recht – nicht als Berater gesehen, sondern als Logistiker. Als diejenigen, die 1.000 Essen gleichzeitig und warm auf den Teller bringen. So jemandem traut man nicht zu, strategische Ideen zu haben. Schade, denn Events könnten soviel mehr leisten. Aber lassen wir das, wenn es Sie interessiert, gibt es ja ein sich gut verkaufendes Fachbuch zu dem Thema.
Die mangelnde Wertschätzung drückt sich leider auch in der Vergütung aus – und die ist gelinde gesagt lausig. Die Mechaniker-Stundensätze beim Ölwechsel in Werkstätten deutscher Premiumhersteller sind deutlich höher als letztere ihren Agenturen für erfahrene Event-Agentur-Projektleiter zahlen wollen. Mit so einer schlechten Finanzsituation kann man natürlich auch nicht in die Qualifikation von Mitarbeitern investieren. Geschweige denn eine Krise überleben.
Und da schließt sich der Kreis und wir kommen zu Punkt drei. Da sich hierzulande jeder Volljährige „Eventmanager“ nennen kann und es zur Gründung einer Agentur wenig mehr braucht als einen Handyvertrag und einen Laptop, findet sich immer jemand, der das Event plant und durchführt, egal wie niedrig das Honorar ist. Dass sich nicht wenige Player aus dem Cashflow „ernähren“ macht die Sache nicht besser, aber die Kapitaldecke noch dünner.
Und deshalb werden wir viele bekannte Namen im nächsten Jahr nicht mehr hören. So schlimm das für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter ist – hoffen wir nur ehrlich und inständig, dass diese Marktbereinigung auch eine positive Seite hat. Aber dafür müsste eben zugleich auch eine Eintrittsbarriere her, wie sie in den meisten anderen Branchen unserer Wirtschaft schon teils seit Jahrhunderten üblich ist.