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Pinakotheken, Staatsoper, Staatsschauspiel, Philharmonie und so weiter – München darf sich in einigen „etablierten“ Bereichen der Kultur in der Liga der Weltstädte wähnen. Was man von der sogenannten „Feier-Kultur“ in München leider nicht behaupten kann. Hier wird die „heimliche Hauptstadt“ von Berlinern, Londonern, Madridern oder New Yorkern bestenfalls belächelt.
Meist zu Recht. Ein aktuelles Beispiel: Nach 6 Jahren Bauzeit und Stauzeit wurde letzte Woche der 325 Millionen teure Richard-Strauss-Tunnel eröffnet. Am Wochenende davor: Die Tunnelparty im fertigen, leeren Tunnel. Was für eine Chance. Das gibt’s nur einmal, da muss man hin. Was dann auch mehrere Tausend zahlende Gäste taten. Der Großteil von ihnen war zufrieden, da in dieser Hinsicht nicht sonderlich verwöhnt. Wir waren wieder ein bisschen traurig. Es war eben nur eine stinknormale „Party“, eine vertane Chance. Ein paar Floorspots an die Leitplanke geklemmt, ein buntes Sammelsurium an Bars, Promotionständen, lieblos hingewürfelten „Lounges“, Dancefloors, ein schwach beleuchteter Pool und als kulturelles Feigenblatt, ganz hinten bei den Toilettencontainern, eine kleine, uninspirierte „Videokunst“-Projektion.
Man kann dem Veranstalter nur bedingt einen Vorwurf machen, für ihn soll sich das Ganze ja vor allem finanziell rechnen. Dafür aber der Stadt, die sich angeblich eine ganz besondere Eröffnungs-Sause gewünscht hat. Mit „Kulturprogramm“. Hätten sich die Verantwortlichen auch nur 10 Minuten mit dem „Konzept“ beschäftigt, bevor sie ihr Go gaben, hätten sie gemerkt, dass es gar kein Konzept gab. Keine Idee, keine Vision, nichts. Das Thema Tunnel aufgreifen? Fehlanzeige. Lichtkonzept? Wozu? Videobespielung aus einem Guss? Wer braucht denn sowas?
Liebe Stadtväter, das ist euer "Roter Faden", den wir schon von der 850-Jahr-Feier, dem Corso Leopold und den „Stadtstränden“ her kennen – gesichtslose, kommerzielle Massenveranstaltungen mit Kleinkunst-Appendix. Dabei würden München Leuchtturm-Events, wie sie sich zum Beispiel Frankfurt regelmäßig mit dem Museumsuferfest oder der Sky Arena gönnt, gut zu Gesicht stehen. Selbst die Mini-Metropole Nürnberg kann es besser als die Landeshauptstadt. Man denke nur an die dortige Blaue Nacht. Gute Nacht. |