South by.

So nennt der „Insider“ die SXSW, ausgeschrieben South by Southwest, das montan wohl angesagteste Festival zu den Themen Digitalisierung und Kreativität. Aber lohnt sich die lange und teure Reise nach Austin, Texas? Hier erfahren Sie es, denn wir haben für Sie natürlich getestet und es ist immer wieder überraschend, mit welchen Standards sich US-Amerikaner zufrieden geben. Nicht nur im Hinblick auf Ihre 70 Jahre alte Infrastruktur. Auch bei Messen und Konferenzen spielen Perfektion und handwerkliches Können eine deutlich kleinere Rolle als bei uns. Hauptsache, die Speaker sind „awesome“ und die Zukunft „amazing“. Aber dazu später mehr. 

Die South by ist tatsächlich ein quirliges, fröhliches Festival in der für Texas so untypischen Stadt Austin (Stadtmotto: „Austin muss seltsam bleiben“). Zehntausende aus allen Branchen und Ecken der Welt (inklusive der deutschen Bundeswehr) pilgern Anfang jeden Jahres dorthin, um fast 14 Tage lang in einem Kessel Buntes rund um Digitalisierung zu rühren. 

Alles, was Rang und Namen hat, hat dort seinen großen Auftritt. Nicht einmal Elon Musk darf fehlen. Wie immer bei solchen Formaten bedarf es viel Vorab-Recherche (und einer großen Portion Glück), die Rosinen aus dem Kessel zu picken. Vieles kommt zwar sehr visionär – aber auch recht unreflektiert daher. Kritische Stimmen oder Diskussionen bleiben in der Minderheit. Hinterfragt wird selten und wenig. 

Die Zukunft und vor allem alles, was man digitalisieren kann, ist stets „großartig“. Ganz anders als beim deutschen Pendant re:publica in Berlin, wo neben Chancen auch immer die Gefahren der aktuellen Entwicklungen thematisiert werden. 

In Austin wird viel geboten – zu viel, um es alles wahrnehmen zu können und für viele Besucher, nicht zuletzt für einen Teil der deutschen Community stehen sowieso Fun und Netzwerken im Vordergrund. Wem das reicht, für den ist der Trip definitiv ein Gewinn. 

Wer sich inhaltlich umfassend auf den neuesten Stand bringen will und sein rund 1.200 Dollar teures Ticket auch nutzen möchte, dem macht es die South by dank ihrer – aus Eventler-Sicht katastrophal schlechten – Organisation nicht leicht. 

Die App zur Digitalkonferenz, die einfach nicht funktionieren will (fragen Sie uns mal nach analog-digitaler Transformation und Hostessen mit Depperl-Zählern), zu viele sich thematisch und zeitlich überschneidende Sessions und über die ganze Innenstadt verteilte Veranstaltungsorte führen dazu, dass man zu viel verpasst. Wir haben jedenfalls trotz gründlicher Vorbereitung weniger als 50% dessen hören können, für das wir uns interessiert hätten. 

Und? Lohnt es sich? Jein – ein Mal sollte man das schon gesehen haben. Und dann selber entscheiden, ob man ein zweites Mal hin muss.

Übrigens: die re:publica, im Mai in Berlin, empfehlen wir uneingeschränkt.