Virtuelle Events sind keine Events.

„Zoom können wir jetzt, MS Teams auch“. „Unsere Chefs haben schon ein paar Mal in großen Meetings zu den Mitarbeitern gesprochen und der Vertrieb hat den Launch unserer neuen Produkte ins Netz gestreamt“. So hören wir es täglich, Alltag in deutschen Unternehmen. Die Pandemie hat zu einer enormen Beschleunigung der Digitalisierung geführt und „virtuelle Events“ sind nicht länger moderner Schnickschnack, sondern „Standard“ in unserem Lande. Nur – mit Events hat das meist noch wenig zu tun.

Recht schnell haben wir gelernt, die Technik zu meistern und den überwiegenden Teil unserer Meetings und Veranstaltungen digital abzuhalten. Aus der Not geboren, handwerklich verlässlich.

Nun ist es aber an der Zeit, das Wort Event in „Virtuelle Events“ (oder in „Online Events“, oder in „Hybriden Events“) mit Leben zu füllen. Denn bisher hat das, was man da streamt, mit Event wenig bis nichts zu tun. Erinnern wir uns: Events sind interaktiv, multi-sensorisch, haben Dramaturgie und Inszenierung. Danke an Prof. Dr. Rück für diese universell gültige und immer Augen öffnende Definition im Gabler Wirtschaftslexikon.

Virtuelle Events sind also mehr als fehler- und ruckelfrei dargebotene „Abfilmungen“ von Menschen mit oder ohne Bühne. Events benötigen Interaktion, sprechen so viele Sinne wie möglich an und liefern echten, relevanten Content, der mit Hilfe von Inszenierung und Dramaturgie Botschaften vermittelt. Diese Botschaften verändern im Idealfall Einstellung, Emotion und Kaufverhalten der Rezipienten.

Das ist schon im realen Leben nicht ganz einfach, im Cyberspace scheitern daran im Moment noch die meisten. Das ist aber gar nicht schlimm, denn die Branche steht digital im November 2020 da, wo die Branche 1985 in der realen Welt stand. Man war stolz und froh, große und komplexe Veranstaltungen fehler- und ruckelfrei auf und über die Bühnen zu kriegen. Das war und ist immer noch eine Leistung, sind Events doch mindestens so komplex wie Fernsehen (aber leider eben live und ohne zweite Chance für die Nachbesserung).

Als das Handwerk erlernt war, entwickelte sich ein Teil der Branche weiter. Vom Logistiker, der Tausende gleichzeitig füttern und Künstler Produkteigenschaften tanzen lassen kann, zum Kommunikator, der mit Events wirksam Unternehmensbotschaften vermittelt.

Und da schließt sich der Kreis. Nun müssen aus logistisch funktionierenden Webcasts inhaltlich getriebene und wirkungsvolle digitale Veranstaltungen werden. The Medium is not the Message. Sicher eine herausfordernde Aufgabe, aber auch eine spannende. Denn hier entsteht die Zukunft unser Branche. Sind Sie bereit?